This website is using cookies

We use cookies to ensure that we give you the best experience on our website. If you continue without changing your settings, we'll assume that you are happy to receive all cookies on this website. 

The page of Prokešová, Viera, German Reception

Image of Prokešová, Viera
Prokešová, Viera
(1957–2008)

Reception

CHARAKTERISTIK DES WERKES
Obwohl Prokešová ihre Gedichte bereits seit 1976 in Zeitschriften veröffentlichte, debütierte sie mit der Gedichtsammlung Die Frem­de erst in 1984. Ihr Debüt baute auf Gewöhnlichkeit und Alltäglich­keit auf - diese Alltäglichkeit bedeutet für die Dichterin bis heute die Garantie für Dauerhaftigkeit und das Gefühl von Lebensgebor­genheit, in Übereinstimmung mit der Überzeugung, dass das All­tägliche das einzige ist, „was am Ende nach allem anderen übrig bleibt“. Die lyrische Evokation der Gefühlswelt einer sensiblen jun­gen Frau führte zur Entstehung einer Poesie voller Zärtlichkeit, Em­pfindsamkeit und Ruhe. Bestimmend dabei war die verstärkte Hinwendung des lyrischen Subjekts zu sich selbst und zur Umwelt. Das Buch sprach die Leser durch seine Aufrichtigkeit an, vom Gesicht­spunkt der Form nahm die Sparsamkeit des Ausdrucks und die zi­vile, auf Sachlichkeit gerichtete Darstellung gefangen. Schon in die­sem Buch erkennt man einige der Motive, die irr allgemeinen für Prokešová bezeichnend sind: die Atmosphäre von Regentagen, die eigene Welt als Welt des Wohnungsinterieurs, raummäßig begrenzt durch die Fensterscheibe oder den Vorhang, das Vergehen der Zeit, der Wechsel der Jahreszeiten in der Bedeutung einer Kulisse für die eigenen Betrachtungen und Überlegungen. Das dichterische Schaffen von Viera Prokešová ist gekennzeichnet durch thematische Konzentriertheit und Sparsamkeit des Ausdrucks. Das ist eine Poe­sie, die aus dem Moment, aus der Flüchtigkeit des Augenblicks, ei­nem kleinen Detail der Lebensrealität erwächst. Grundlage sind das Gefühl, die Atmosphäre, die Stimmung, der emotionale Zustand, die Erinnerung. Die Gedichte haben den Wesenszug impressiven Nachdenkens über die Liebe, die Partnerbeziehung (im persön­lichen Raum der Frau wird der Mann mehr als ein Gast und Be­sucher wahrgenommen), über das eigene Leben.
Schon von ihrem Erstling an ist in den Gedichten das Gefühl einer gewissen Uneinreihbarkeit herauszulesen, eines Nichtdazugehörens, eines Ausgeschlossenseins des lyrischen Subjekts als einer Frau, die sich mit der äußeren Gefühlsarmut nicht identifizieren kann bzw. will. Ihr lyrisches Subjekt enthüllt in den Gedichten die eigene Sen­sitivität (Explosivität, Heftigkeit, Ungeduld), das macht sie jedoch nicht exaltiert und ungestüm, sondern still und ruhig: die Dämpfung ist die Grundtonart von Proke
šovás Poesie. Gleicherweise cha­rakteristisch ist die Tendenz zur Abrundung, zur Verschmelzung - es ist eine Poesie des harmonisierenden Gestus. In dieses Gefühls­register gehören Trauer, Verwirrung und Zweifel. Seit der zweiten Sammlung, in der thematisch die Beziehung zwischen Frau und Mann überwiegt, nehmen Einsamkeit und die Sehnsucht nach Glück zu, noch später das Gefühl von Leere. Dennoch klingt Pro­kešovás Poesie nicht depressiv - dominant ist der positive und aus­geglichene Bezug zum Leben. Zärtliches Gefühl wird gewöhnlich mit der äußeren Ungunst konfrontiert (im Sinne einer feuchten reg­nerischen Witterung, häufige Motive sind Regen, Schnee, Wasser), typisch ist eine melancholische Stimmung. In diesem natur-psychi­schen Parallelismus kann man Einflüsse der symbolistischen Poesie erkennen. Einer möglichen Sentimentalität bzw. Banalität des tradi­tionellen Themas entgeht Prokešová durch ihren klaren intellektu­ellen Überblick. Schon beim Debüt wurde ihre Poesie als „höchst weiblich“ bezeichnet. Diese Weiblichkeit ist begründet in der Sub­tilität und Zartheit der Gedichte, dem Kleben am Leben und an De­tails. Diesen Charakter haben ihre Gedichte bis heute. Ohne wesentliche Veränderung der Poetik, aber mit einer gewissen Vertiefung des Blicks, die mit den zunehmenden Lebenserfahrungen zusam­menhängt, bleibt Viera Prokešová nach wie vor „konzentriert in sich gewandt“. Ihre kultivierte dichterische Botschaft reiht sie unter die führenden slowakischen Poetinnen ein.

ZUR AUTORIN
Viera Proke
šová hat die Gabe, scheinbar alles von sich wegzu­schieben, aber zugleich um so schärfer und klarer darauf zu schau­en und den Schmerz über das Erkannte in der Sinuskurve eines schon nach außen präsentierten Artefakts abzubilden - des Ge­dichts. Die Kraft der scheinbaren Zerbrechlichkeit des Gedichts besteht nicht im Vorstellen einer bestimmten Gefühlsgeschichte (wieviele sind da schon geschrieben!), sondern irr feinen Ausba­lancieren, in einer komplementären Ergänzung, in einer scharfen (fast geometrischen) Sicht auf etwas so Kompliziertes, wie es eine langdauernde schicksalhafte Beziehung ist. (Mila Haugová)

Viera Proke
šová gehört zu den Poetinnen, die sich in ihrem Schaf­fen bemühen. hinter die Grenze des Vermittelbaren zu gehen, die Dinge in einer nicht reproduzierbaren Prosa zu erfassen. Bei dieser irrationalen Poesie muss sich der Leser mehr auf den Eindruck des Gelesenen verlassen als auf eine genaue Interpretation der Bedeu­tung. So wie Pavel Vilikovský beim Schreiben von Prosa nicht das Gefühl, auch nicht die Empfindung interessiert, sondern nur die Stimmung, so wirken die Gedichte von Viera Prokešová, als wür­den sie beim Leser etwas noch Feineres, Unbestimmteres hervorru­fen, vielleicht den Schatten eines Gefühls oder einer Stimmung. (Adela Žilková)

AUSZEICHNUNGEN
Ivan-Krasko-Preis (1984, für das beste Debüt des Jahres)
Literature ::
Translation ::

minimap