Prokešová, Viera oldala, Német Fogadtatás
Recepció
CHARAKTERISTIK DES WERKESObwohl Prokešová ihre Gedichte bereits seit 1976 in Zeitschriften veröffentlichte, debütierte sie mit der Gedichtsammlung Die Fremde erst in 1984. Ihr Debüt baute auf Gewöhnlichkeit und Alltäglichkeit auf - diese Alltäglichkeit bedeutet für die Dichterin bis heute die Garantie für Dauerhaftigkeit und das Gefühl von Lebensgeborgenheit, in Übereinstimmung mit der Überzeugung, dass das Alltägliche das einzige ist, „was am Ende nach allem anderen übrig bleibt“. Die lyrische Evokation der Gefühlswelt einer sensiblen jungen Frau führte zur Entstehung einer Poesie voller Zärtlichkeit, Empfindsamkeit und Ruhe. Bestimmend dabei war die verstärkte Hinwendung des lyrischen Subjekts zu sich selbst und zur Umwelt. Das Buch sprach die Leser durch seine Aufrichtigkeit an, vom Gesichtspunkt der Form nahm die Sparsamkeit des Ausdrucks und die zivile, auf Sachlichkeit gerichtete Darstellung gefangen. Schon in diesem Buch erkennt man einige der Motive, die irr allgemeinen für Prokešová bezeichnend sind: die Atmosphäre von Regentagen, die eigene Welt als Welt des Wohnungsinterieurs, raummäßig begrenzt durch die Fensterscheibe oder den Vorhang, das Vergehen der Zeit, der Wechsel der Jahreszeiten in der Bedeutung einer Kulisse für die eigenen Betrachtungen und Überlegungen. Das dichterische Schaffen von Viera Prokešová ist gekennzeichnet durch thematische Konzentriertheit und Sparsamkeit des Ausdrucks. Das ist eine Poesie, die aus dem Moment, aus der Flüchtigkeit des Augenblicks, einem kleinen Detail der Lebensrealität erwächst. Grundlage sind das Gefühl, die Atmosphäre, die Stimmung, der emotionale Zustand, die Erinnerung. Die Gedichte haben den Wesenszug impressiven Nachdenkens über die Liebe, die Partnerbeziehung (im persönlichen Raum der Frau wird der Mann mehr als ein Gast und Besucher wahrgenommen), über das eigene Leben.
Schon von ihrem Erstling an ist in den Gedichten das Gefühl einer gewissen Uneinreihbarkeit herauszulesen, eines Nichtdazugehörens, eines Ausgeschlossenseins des lyrischen Subjekts als einer Frau, die sich mit der äußeren Gefühlsarmut nicht identifizieren kann bzw. will. Ihr lyrisches Subjekt enthüllt in den Gedichten die eigene Sensitivität (Explosivität, Heftigkeit, Ungeduld), das macht sie jedoch nicht exaltiert und ungestüm, sondern still und ruhig: die Dämpfung ist die Grundtonart von Prokešovás Poesie. Gleicherweise charakteristisch ist die Tendenz zur Abrundung, zur Verschmelzung - es ist eine Poesie des harmonisierenden Gestus. In dieses Gefühlsregister gehören Trauer, Verwirrung und Zweifel. Seit der zweiten Sammlung, in der thematisch die Beziehung zwischen Frau und Mann überwiegt, nehmen Einsamkeit und die Sehnsucht nach Glück zu, noch später das Gefühl von Leere. Dennoch klingt Prokešovás Poesie nicht depressiv - dominant ist der positive und ausgeglichene Bezug zum Leben. Zärtliches Gefühl wird gewöhnlich mit der äußeren Ungunst konfrontiert (im Sinne einer feuchten regnerischen Witterung, häufige Motive sind Regen, Schnee, Wasser), typisch ist eine melancholische Stimmung. In diesem natur-psychischen Parallelismus kann man Einflüsse der symbolistischen Poesie erkennen. Einer möglichen Sentimentalität bzw. Banalität des traditionellen Themas entgeht Prokešová durch ihren klaren intellektuellen Überblick. Schon beim Debüt wurde ihre Poesie als „höchst weiblich“ bezeichnet. Diese Weiblichkeit ist begründet in der Subtilität und Zartheit der Gedichte, dem Kleben am Leben und an Details. Diesen Charakter haben ihre Gedichte bis heute. Ohne wesentliche Veränderung der Poetik, aber mit einer gewissen Vertiefung des Blicks, die mit den zunehmenden Lebenserfahrungen zusammenhängt, bleibt Viera Prokešová nach wie vor „konzentriert in sich gewandt“. Ihre kultivierte dichterische Botschaft reiht sie unter die führenden slowakischen Poetinnen ein.
ZUR AUTORIN
Viera Prokešová hat die Gabe, scheinbar alles von sich wegzuschieben, aber zugleich um so schärfer und klarer darauf zu schauen und den Schmerz über das Erkannte in der Sinuskurve eines schon nach außen präsentierten Artefakts abzubilden - des Gedichts. Die Kraft der scheinbaren Zerbrechlichkeit des Gedichts besteht nicht im Vorstellen einer bestimmten Gefühlsgeschichte (wieviele sind da schon geschrieben!), sondern irr feinen Ausbalancieren, in einer komplementären Ergänzung, in einer scharfen (fast geometrischen) Sicht auf etwas so Kompliziertes, wie es eine langdauernde schicksalhafte Beziehung ist. (Mila Haugová)
Viera Prokešová gehört zu den Poetinnen, die sich in ihrem Schaffen bemühen. hinter die Grenze des Vermittelbaren zu gehen, die Dinge in einer nicht reproduzierbaren Prosa zu erfassen. Bei dieser irrationalen Poesie muss sich der Leser mehr auf den Eindruck des Gelesenen verlassen als auf eine genaue Interpretation der Bedeutung. So wie Pavel Vilikovský beim Schreiben von Prosa nicht das Gefühl, auch nicht die Empfindung interessiert, sondern nur die Stimmung, so wirken die Gedichte von Viera Prokešová, als würden sie beim Leser etwas noch Feineres, Unbestimmteres hervorrufen, vielleicht den Schatten eines Gefühls oder einer Stimmung. (Adela Žilková)
AUSZEICHNUNGEN
Ivan-Krasko-Preis (1984, für das beste Debüt des Jahres)