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The page of Válek, Miroslav, German Reception

Image of Válek, Miroslav
Válek, Miroslav
(1927–1991)

Reception

Charakteristik des Werkes
In die Literatur trat Válek zweimal ein. Seine Anfänge gehen zurück in die Jahre unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg, als er in der Trnavaer Monatszeitschrift Plameň eine Reihe lyrischer Gedichte veröffentlichte, die das unbestrittene Talent des jungen Autors verrieten. Diese Anfangsphase geriet jedoch fast in die Vergessenheit, sicherlich auch deshalb, weil seine Lyrik nach 1948 für längere Zeit gehemmt wurde, in der Publikation, vielleicht aber auch im Schöpferischen selbst. Die Ursachen liegen auf der Hand: der junge Autor war nicht gewillt, sich der Konjunktur folgend den „revolutionären” Forderungen des sogenannten sozialistischen Realismus anzupassen.
Deshalb verwirklichte sich Váleks zweiter, nun schon definitiver Eintritt in die Literatur erst Ende der 50er Jahre, bestätigt durch die Herausgabe des Buchdebüts Berührungen in der Zeit einer gewissen kulturpolitischen „Erweichung”.
Erst jetzt setzte sich Válek im slowakischen literarischen Leben durch – als Vorreiter und gewissermaßen auch Patron für den Antritt einer ganzen jüngeren Dichtergeneration, die die künstlerische Struktur der slowakischen Poesie radikal veränderte. Berührungen, Anziehungskraft, Unruhe, Lieben in Gänsehaut  – diese vier Bücher bilden zweifellos und dauerhaft wirksam den Kern von Váleks dichterischer Kreavität. Seine Poesie erlangte hier die existenziell durchlebte und dramatisch präsentierte Intensität menschlicher Subjektivität. Dabei trat in ihr Gesichtsfeld auch die ganze bipolare Welt, die sich an einem Scheidepunkt ihrer Existenz befand: zwischen der unlängst durchlittenen Katastrophe, dem zweiten Weltkrieg, und der real möglichen weiteren noch furchtbareren Katastrophe, dem Atomtod der Menschheit. Mittelpunkt der Aufmerksamkeit des Dichters ist aber auch hier der Mensch, konkret „der Mensch unter den Menschen”, Verursacher und Opfer dieser ambivalenten Situation der Welt.
Gemeinsam mit dieser thematischen oder motivischen „Globalisierung” seines schöpferischen Gestus spielt sich eine genremäßige Rekonstrualisierung seiner Poesie ab. Válek verlässt offensichtlich das Gebilde einer geschlossenen dichterischen Aussage und schlägt die Richtung zum Schaffen von umfangreicheren, sujetmäßig organisierten dichterischen Texten ein, deren Konstruktion getragen wird vom Zusammenspiel und Gegensatz subjektiver Elemente und episch objektivierender, konfliktreicher Schaffensvorgänge. Und gerade durch diesen komplizierten, aber stets gut beherrschten dichterischen Synkretismus erreicht Váleks Poesie ein Maximum an künstlerischem Wert.
Die dynamische, rasant widersprüchliche Entwicklung Ende der 60er Jahre in der Tschechoslowakei riss auch Válek mit sich. Er geriet in die „hohe” Politik – die folgenden zwei Jahrzehnte waren keine glückliche Zeit für sein dichterisches Schöpfertum. Erst nach langem Verstummen gab er 1976 die Gedichtsammlung Das Wort heraus. Hier versuchte er die subjektive, für seine Poesie der 60er Jahre charakteristische Linie mit dem transparent eindeutigen Deklamieren seiner Identifizierung mit der Kommunistischen Partei und ihrer „weltgeschichtlichen” Mission zu verbinden. Der Epilog von Váleks Schaffen (Aus dem Wasser) vollzog sich dann im Zeichen der Rückkehr zur intimen Liebeslyrik. Wenn für die semantische Struktur und die Gedankenfülle von Váleks Poesie das hohe Maß an innerer Spannung und psychischer Spannkraft charakteristisch ist, dann sind seine für kindliche Leser bestimmte Gedichte eine Art entspannender Gegenpol. Sie sind voller lockerer sprachlicher und motivischer Spielfreude, voll einer der kindlichen Wahrnehmung eigenen Unlogik, was alles einen Humor mit sich bringt, der stellenweise in feine Ironie übergeht.

Zum Autor
Von seinen Versen wusste ich, noch ehe ich von ihm wusste. Mir war sehr nahe, was er im vorhistorischen Stadium unserer Bekanntschaft schrieb und was nachher im ersten Teil der Berührungen seinen Platz fand. Dann waren unsere Wege sehr unterschiedlich. Uns beiden entsprach nicht mehr, was wir bis dahin geschaffen hatten. Er kurbelte eine ungestüme und eindringliche Bildhaftigkeit der modernen Poesie an, und bemühte sich, dieses Paradepferd vor schwere Lasten einzuspannen. Und das gelang ihm. Er zog in die Poesie seine widerspruchsvolle Zeit hinein. (Milan Rúfus)

Válek gehört zu den bedeutendsten und widersprüchlichsten slowakischen Dichtern des 20. Jahrhunderts. Seine Poesie wird charakterisiert durch reiche Bildhaftigkeit, durch Virtuosität des Wortes, durch Dynamik, Expressivität, Ironie und gedämpfte Empfindsamkeit. Und für die Leser gehört er zu den populärsten slowakischen Autoren. (Daniel Hevier)

Das Debüt des großen slowakischen Nachkriegsdichters Miroslav Válek Berührungen aus dem Jahr 1959 bedeutete für die slowakische Literatur einen Entwicklungsschub. Neben anderem brachte er eine Modernisierung des Ausdrucks, was ihn den Bemühungen der jüngeren Dichtergeneration näher brachte. Die Mehrheit der in der Sammlung erschienenen Gedichte konnten immer noch ihren vitalen Wert der slowakischen Nachkriegspoesie behalten. (Ján Zambor)
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