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The page of Csokonai Vitéz Mihály, German biography

Image of Csokonai Vitéz Mihály
Csokonai Vitéz Mihály
(1773–1805)

Biography

Lebte von 1773 bis 1805, im ganzen 32 Jahre. Die kurze Lebensfrist schloß die Französische Revolution, leider aber auch die in Blut ertränkte Jakobiner-Verschwörung im Habsburger-Reich, 1795, mit ein. Im Geistesleben herrschten Aufklärung, Spätbarock, Rokoko, bis zur angehenden Klassik und Romantik. Es gab wohl keinen Dichter, der sich von den führenden Zeitströmungen freimachen konnte oder wollte, am wenigsten ein Csokonai, der zwar in Ost-Mitteleuropa von den Zentren des Geisteslebens fern lebte, dafür aber ein aufgeweckter, hellhöriger, hochbegabter junger Mann war, dem es seine Bildung ermöglichte, die Werke der Antike und der Neuzeit im Original zu lesen. Die Stilarten dieses Dichters stimmten mit den Geistesströmungen der Zeit ziemlich genau überein. Als Sohn armer, kleinbürgerlicher Eltern in Debrecen, dieser ziemlich großen Bauernstadt, sollte er daselbst in dem altberühmten Kollegium der Reformierten Theologie studieren, verließ aber die Schule vorzeitig, um sich ganz der Dichtkunst zu widmen, durch das Land zu wandern, einmal bei einem fortschrittlich gesinnten adligen Herrn, das andere Mal bei einem Freund Gastfreundschaft zu genießen. Ein "fahrender Schüler", ein Luftikus, das war er; zu einer festen Anstellung brachte er es nur kurzfristig, zog sich aber ein Lungenleiden zu, das ihn frühzeitig hinwegraffte. Nicht viel früher, 1797, traf er seine große Liebe, die er Lilla nannte und in zahllosen Liedern besang. Die Liebschaft mit der Tochter aus wohlhabendem Haus war für den "Habenichts der Literatur" hoffnungslos, aber die Lilla-Lieder nehmen nicht nur in Csokonais Schaffen einen vorherrschenden Platz ein, sondern auch in der Liederdichtung der ungarischen Literatur überhaupt. Es sind Höhepunkte, denen man seit Balassi im 16. Jahrhundert - bis Petőfi - kaum Ebenbürtiges an die Seite stellen kann. Hervorragend wie in den rokokohaften oder in den Anakreontischen Liedern war Csokonai auch, wenn der freisinnig und fortschrittlich Gesinnte an gewichtigere Themen der Aufklärung heranging. Auf zwei von der Aufklärung inspirierte Gedichte in unserem Band sei besonders hingewiesen: Konstantinopel und Der Abend. Beide können vom dichterischen Flug, von der Gedankentiefe und dem persönlichen Mut des Dichters einen Begriff geben; im ersteren setzt er sich mit dem religiösen Fanatismus der Moslems auseinander, allerdings allegorisch, denn er hat es, unausgesprochen, auf jeden religiösen Fanatismus abgesehen, und läßt das Gedicht mit dem Triumph der Aufklärung ausklingen. Dieses Gedicht erlaubt an Voltaire zu denken; Der Abend mit stark sozialem Inhalt erinnert an Rousseau. Von schönen Naturbildern ausgehend, kommt der Dichter zu seinem eigentlichen Anliegen, zur Kampfansage an die Klassengesellschaft und zur Forderung von Freiheit und Gleichheit. Csokonai wäre aber nicht der Dichter, der er war, würde er seine Inhalte doktrinär und nicht in einfallsreicher, formschöner, überraschend nuancierter Sprache darbieten. Er ist ja derselbe, der die Rokoko-Lyrik der Lilla-Lieder und die meisterhaften Anakreontischen Lieder dichtete (hier z. B. Das Grab des Hafis). Die Oden Csokonais gehören zum Bedeutendsten seines Schaffens; davon mag sich jeder überzeugen, der im Band An die Einsamkeit, An das Echo von Tihany, An die Hoffnung liest. Nur den ganz Großen ist es gegeben, solche zutiefst menschliche und gar nicht heitere Gedanken in so spielerisch-melodiöse Form zu kleiden. Man denkt an Mozart. Die Rokoko-Elemente verbinden sich gut mit der Volksdichtung, deren Ton und Genrefiguren Csokonai in Gedichten wie Die arme Zsuzsi beim Aufbruch des Lagers und Liebeslied an die Weinflasche anwendet. So hat denn bei ihm auch der Humor nicht gefehlt. Was aber hier und in vielen anderen Gedichten nur angedeutet wird, kommt deftig im komischen Epos Dorothea zum Ausdruck, von dem hier nur ein kurzer Abschnitt Platz fand. Dorothea war übrigens das einzige Werk, das der Dichter gedruckt lesen konnte; eine Anzahl anderer Bände war in Vorbereitung, ihr Erscheinen erlebte er nicht mehr. Diese waren handschriftlich verbreitet, wurden gelegentlich auch rezitiert, so wie im Anfang seine Studentenlieder, die ihn schon im Debrecener Kollegium berühmt gemacht hatten. Unvollendet hinterließ er manches, auch das Theaterstück Tempefői, mit unbarmherzig sicher und aggressiv charakterisierten Figuren, die ein treues Bild von den sozialen Zuständen im damaligen feudalen Ungarn geben. Von seinen letzten Gedichten, aus denen abgeklärter Realismus spricht, sei Von meiner Lungenentzündung hervorgehoben, eine Fiebervision zwischen Leben und Tod. Zur Charakterisierung dessen, was dieser Lyriker wollte und konnte, läßt man ihn am besten selber sprechen; was er im Gedicht Die Natur meiner Poesie über sich aussagt, trifft zu. Man hört die Stimme eines hochgebildeten, in der Weltliteratur bewanderten Dichters, der sich zur leichteren humorvollen Muse bekennt, ohne die Rokoko-Eleganz gegen Trivialität einzutauschen. Seine aufgeklärte Weltanschauung und Volksverbundenheit machen ihn zum Vorläufer Petőfis, der wie er das ganze Land durchwanderte. Warum ihm der frühe Erfolg nicht beschieden war, den Petőfi landweit genoß, lag wohl zum Teil an Csokonai selbst, zum größeren Teil daran, daß er nicht ein paar Jahrzehnte später, in die sogenannte ungarische Reformzeit, hineingeboren wurde.

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