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The page of Blažková, Jaroslava, German Reception

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Blažková, Jaroslava
(1933–2017)

Reception

CHARAKTERISTIK DES WERKES
Eine hervorstechende Persönlichkeit der Generation 56, einer Gruppe junger Autoren, die nach Ende des Personenkults und im anschließenden politischen Tauwetter, dessen Frucht auch die Entstehung der Zeitschrift Mladá tvorba war, in die Literatur eintraten. In der Mladá tvorba begann sich die Literatur des Alltags durchzusetzen, Themen, die mit ihrem Gesellschaftsbezug, ihrer Spontaneität, ihrer neuen Sprache und vor allem ihrer neuen Wirklichkeitssicht junge Leser anzusprechen vermochten. Und am ausdrucksvollsten, mit dem größten Leserecho äußerte sich gerade Jaroslava Blažková. Ihre in Zeitschriften veröffentlichten Erzählungen sind thematisch wie stilistisch neuartig, an Stelle des Pathos oder Sentiments der vorhergehenden Generation ist ihre Sprache expressiv, sie bedient sich der Umgangssprache, des städtischen und studentischen Slangs, die Geschichten mit Ironie und Selbstironie des Erzählers durchsetzt. Alle diese Kennzeichen eines neuen Blicks auf die Realität finden sich auch in ihrem Buchdebüt Der Nylonmond. Die Titelnovelle, die besonders erfolgreich bei den Lesern war und auch die Vorlage für den gleichnamigen Film lieferte, erzählt die Geschichte der jungen Architektin Vanda. Die unkonventionelle Heldin und deren ”Freiheit der Wahl” auch auf erotischem Gebiet zog eine bedeutende Veränderung in der ”Emanzipation” weiblicher Helden nach sich und kennzeichnete die Zunahme feministischer Themen in der slowakischen Prosa. Die Rebellion Blažkovás jugendlicher Heldinnen gegen die Konventionen der Zeit ist der thematische Schwerpunkt auch des nächsten Erzählungsbandes Lämmchen und die Granden. Darin enthalten ist auch die Prosa Eine Erzählung voller Schnee. Die unkonventionelle Sicht der Autorin auf das tabuisierte Gebiet der erotischen Beziehungen zwischen Frau und Mann, ihre Entscheidung für die Freiheit der Wahl in diesen Beziehungen löste eine stürmische Polemik aus. Auf der Grenze zwischen der Literatur für Erwachsene und der Literatur für die reifere Jugend steht der Roman Mein prima Bruder Robinson. Er behandelt die Beziehung zweier charakterlich unterschiedlicher Brüder, des agileren Robinson und des tiefgründigeren Budy, der auch der Erzähler ist. In der prosaischen Welt von Blažkovás Kinderbüchern, die parallel zu ihren Werken für Erwachsene entstanden, dominiert eindeutig der Humor, die Phantasie, die lebendige kindliche Sprache, die wirksame Verbindung eines poetischen Bildes des Lebens der Kinder mit dessen Erkennungsaspekt, wobei die Autorin beim Fabulieren der Geschichten für Kinder die genretypischen Methoden des Krimis, der Abenteuerliteratur, aber auch des Lehrbuches sehr geschickt nutzt. Auf dem schöpferischen Höhepunkt und bei ungebrochenem Interesse der Leserschaft tritt Ende der sechziger Jahre, nach ihrer Emigration, eine jähe und auf dem Gebiet der Kinderliteratur offenbar definitive Unterbrechung ihres Prosaschaffens ein. Eine Rückkehr in die slowakische Literatur, in den Kontext der modernen slowakischen Prosa stellen in den neunziger Jahren die Wiederauflagen ihrer Kinderbücher dar, eine Auswahl aus ihrem erzählerischen Werk der sechziger Jahre (...wie aus einer Gratulationskarte) und das Buch Die Hochzeit von Kanaan Galiläa. Außer der Titelgeschichte, die 1966 erschienen war und von der Autorin für diese Buchausgabe überarbeitet wurde, enthält der Band Erzählungen, die im Zeitraum der siebziger bis neunziger Jahre in Kanada entstanden waren. Es sind Geschichten über Frauen, sie befassen sich thematisch zumeist schon mit der kanadischen (amerikanischen) Realität, ihre Heldinnen sind jedoch, was Leben und Gefühl betrifft, mit der Welt verbunden, in der ihre Auffassung von der Welt und den überkommenen moralischen Werten geformt wurde. Das Buch schloß gewissermaßen den Autorenbogen von Blažkovás Prosa ab.

ZUR AUTORIN
Mit einer reichen Palette von Genreformen deckte sie einen breiten Leserkreis ab vom Vorlesealter über das jüngere und ältere Schulalter bis hin zur Pubertät und dem jungen Erwachsenenalter. Und das zeitliche Echo zeugt auch davon, daß sie mutig war im Aufwerfen von Problemen, originell in der Ausdruckstransformation. Ohne falsche Ehrfurcht zerstörte sie furchtlos künstlerische Konventionen, zerschlug mutig verkrustete ethische Normen... Sie wurde zu einem Symbol der Jugend, des Mutes, der Tat. Sie war Sprecherin nicht nur der eigenen Generation, sondern all derer, die sich nach einem freien schöpferischen Leben sehnten, nach wahrer gesellschaftlicher Gerechtigkeit. (Milan Jurčo)

Ohne die geringste Neigung, sich mit literarischer Manier auszuhelfen, evozierte sie die tägliche Welt des Kindes und wußte diese Alltäglichkeit mit der Wunderwelt der kindlichen Phantasaie wie mit einem frohen Licht zu erfüllen, das alles, was es berührt, verändert, dabei aber nichts verfälscht. (Bohuš Kováč)

AUTORIN ÜBER SICH
Mein Enkel, wenn ich ihm ein Märchen erzähle, wundert sich noch heute, was für ein sonderbares Englisch die alte Oma da spricht. Der Schriftsteller und der Schauspieler sind auf die vollkommene Kenntnis der Sprache angewiesen, sie ist ihr Werkzeug. Mit dem Fortgang in die Fremde, sofern sie die andere Sprache nicht wirklich perfekt beherrschen, wie Milan Kundera, der von kleinauf französisch sprach, geraten sie in die schreckliche Situation der Wut und der Tränen. Aber wer sich einmal dem Laster des Schreibens unterworfen hat, kann nicht anders, er schreibt.

AUSZEICHNUNGEN
Die Dreifachrose – Preis für ihr Lebenswerk für Kinder (1999)
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