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The page of Vilikovský, Pavel, German Reception

Image of Vilikovský, Pavel
Vilikovský, Pavel
(1941–)

Reception

CHARAKTERISTIK DES WERKES
Schon seit seinem Debüt ist bei Vilikovský eine skeptische Haltung gegenüber der Literatur und ihren Erkenntnismöglichkeiten zu finden, und deshalb verlagert sich seine Erzählweise oft auf die Ebene der Groteske und des absurden Humors. Zu der Zeit, als die normative sozialistische Kritik von den Autoren auch in ihrem Schaffen eine eindeutige Haltung hinsichtlich Leben und Gesellschaft forderte, zeigte Vilikovský mit seinen kriminalistisch gestimmten Geschichten, dass die Wahrheit etwas nicht Eindeutiges ist und dass man selbst an den „wahrhaftigsten” Beweisen zweifeln kann und muss. Mit Bedacht und mutig „tastete er verstohlen” einige unser Nationalhelden an (Štefánik, Jánošík), um dazu beizutragen, unser historisches Bewusstsein von dem lyrischen Pseudoballast zu befreien, der uns daran hindert, einen realen Blick auf unsere Geschichte zu gewinnen. Mit der ihm eigenen unerlässlichen Ironie und Selbstironie und seinem „Unernst” untersucht Vilikovský in den letzten Erzählungen und Essays den Begriff des Mitteleuropäischen als eines geistigen Raums, in dem auch „ein kleines Volk mit unimperialen Charakter” die Chance habe, in Würde zu überleben und zu dessen Erhalt beizutragen. Vilikovskýs durchdachte  und präzis gebaute Geschichten, durchsetzt mit Elementen der Ironie und feinen Parodie – die dem Empfinden und Fühlen des modernen Menschen so nahe sind – gehören zu den Spitzenleistungen  der gegenwärtigen slowakischen Literatur.

ZUM AUTOR
Ironie, Parodie, Persiflage, das sind Vilikovskýs beliebte Mittel, mit deren Hilfe er dem zu Leibe rückt, was uns ebenso intensiv belastet wie ihn. Eine große Parodie auf die Geschichte ist sein Buch Ewig ist er grün... Rücksichtslos verspottet er darin die legendenhafte nachträgliche Mystifizierung der Geschichte, indem er alles als Teil eines falschen Bewusstseins entlarvt. Viel Verständnis hat er in konservativen Kreisen damit nicht gewonnen, dafür aber die Liebhaber guter Kunst mit brillantem Erzählstil  als auch mit scharfer intellektueller Reflektion erfreut. (Vladimír Petrík)

Vilikovský trat in den sechziger Jahren in die slowakische Literatur als „junger“ zwar zurückhaltender, aber dafür tief „aufgebrachter“ Prosaiker. In seinen Erzählungen, die er in den Büchern Gefühlserziehung im März und Eskalation der Gefühle veröffentlichte, demonstriert er mit kühler Ironie, wie man das Interesse um die Gefühle und die Aufrichtigkeit der jungen Menschen übergeht, ja wie man sogar versucht, diese lebensspendenden Flüsse auszutrocknen. Schon Anfang der siebziger Jahre begann er mit einer postmodernen spielerisch wilden Überzeugungsarbeit des ordnenden und wertenden modernen Menschenverstandes über die Arroganz der Mächtigen gegenüber der Wirklichkeit und über ihre Fälschung und ihr Versagen in dieser repressiven Unternehmung. Seine Bücher Ewig ist er grün..., Das Pferd im Obergeschoss, ein Blinder in Vráble, Der grausame Maschinist und Pompejis letztes Pferd sind das beste, was in der slowakischen Literatur dazu entstanden ist. Die Übersetzung der Titelnovelle aus dem zweiten Buch in mehrere europäische Sprachen – unter anderem 1997 auch ins Französische – bestätigt, dass es sich um eine künstlerische Leistung handelt, die auch im europäischen Kontext bemerkenswert ist. Sein schlagkräftiges Auflösen von Illusionen von dem „gütigen Gesicht“ der kommunistischen Herrschaft und das Aufzeigen ihrer bis ins Groteske vergrößerten perfid versteckten Missgunst wird wahrscheinlich nur lokal, für die Leser aus den postkommunistischen Ländern interessant sein. (Viliam Marčok)

Vilikovskýs demütig skeptischer, postmoderner „Realismus” täuscht nichts vor, sondern weiß einfach. Weiß, dass Welterfahrung unersetzbar ist, auch wenn sie sich ersinnen lässt. Seine Erzählungen sind vielleicht mehr eine Warnung vor dem Ersinnen illusiver Schönheit zur Erbauung der Sinne als etwas, das durch seine eindeutige Aussage Wirkung erzielen wollte. Die Seinsart von Vilikovskýs Wort, das ist die Art, nicht aus Skepsis den Narren zu spielen und dem Menschen die Würde zu erhalten, ungeachtet dessen, dass wir die Welt mit Geschichten besudelt haben, wo Worte das eine sagen und das andere bedeuten und ihr unberührt dadurch hingeht. (Alexander Halvoník)

Wie immer trachtet Vilikovský überhaupt nicht nach der „reinen Geschichte”.  Er spielt mit den Motiven so, dass wir eine Weile bereit sind, seinem Spaziergang mit existentionalistischer Meisterschaft über den Bahnhofsperron Glauben zu schenken, doch sogleich lugt aus dem Text der Teufelshuf der Autorenlizenz. Die Gestalten, an denen der Autor die Tragfähigkeit eines Wortes oder Motivs ausprobiert, kommen in allen Erzählungen des Buches Der grausame Maschinist wieder, und das Ergebnis ist ironische Skepsis. Keine schwere und depressive Skepsis, sondern die Erkenntnis, dass das durch Sprache gesprochene oder mit der Hand geschriebene Wort die Wirklichkeit nur auf Grund von Konventionen ausdrücken kann, auf die sich die Menschen untereinander einigen und die sie zu akzeptieren bereit sind. (Maroš Bančej)

Der Autor über sich selbst
Die Genreorthodox quält mich wirklich nicht so sehr. Aber es scheint, dass wenn ich sie verletze, mache ich es sicher nicht bewusst. Ich bin eher dem Material unterlegen, aber aus dem, was am Anfang alles erscheint, wird vieles aus verschiedenen Gründen nicht realisiert und es tauchen ganz andere Assoziationen, andere Motive auf, die den Text weiter nach vorne schieben. Aber die endgültige Gestalt sind im Vergleich mit allen Möglichkeiten, die das Material bietet, nur Trümmer ursprünglicher Vorhaben.

AUSZEICHNUNGEN
Preis der Allgemeinen Kreditbank (1996)
Dominik-Tatarka-Preis (1996)
Mitteleuropäischer Preis (Vilenica 1999)
Ján-Hollý-Preis (für Übersetzung, 2001)
Zora-Jesenská-Preis (für Übersetzung, 2001)
Preis der Assoziation der Schriftstellerorganisationen der Slowakei (2001)
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